Der Kultautor Tom Robbins ist tot (2025)

Der amerikanische Autor von Büchern wie „Even Cowgirls Get The Blues“, „Jitterbug Perfume“ und „Still-Life with Woodpecker“ ist 92-jährig verstorben.

Von Christian Pausch

Tom Robbins war ein begnadeter Beobachter, fand in allem, was uns Menschen ausmacht, auch immer den Witz, mit dem es sich viel leichter leben lässt. Nun ist Tom Robbins 92-jährig verstorben. Das hohe Alter des Autors mag viele seiner Anhänger:innen erstaunen, denn bis zuletzt war seine literarische Stimme eine junge, wache und moderne Stimme.

„The brown paper bag is the only thing civilized man has produced that does not seem out of place in nature.“

Dieses Zitat aus „Even Cowgirls get the Blues“ von Tom Robbins, begleitet mich seit ich das Buch das erste Mal gelesen habe. Eine Beobachtung präsentiert als universelle Wahrheit und je länger man darüber nachdenkt, umso mehr muss man dem amerikanischen Kultautor Robbins Recht geben.

Sein wohl berühmtestes Werk, das eben oben zitierte „Even Cowgirls get the Blues“ aus dem Jahr 1976, wurde 1993 von Gus Van Sant, mit Uma Thurman in der Hauptrolle, verfilmt. In dem Roman sind wir dabei als die Hauptfigur Sissy Hankshaw mit riesigen Daumen geboren wird. Zuerst durch ihre vermeintlich fehlgewachsenen Finger gemobbt, wird sie später zum gefeierten Fotomodell und findet durch ihre großen Daumen auch ihre große Passion: das Autostoppen, für das man bekanntlich vor allem Daumen braucht.

Ihre vielen Reisen bringen Sissy im Laufe des Buches auf eine lesbisch verwaltete Ranch in Texas, wo Sissy lernt, dass ihre Daumen auch noch für ganz andere Dinge verwendet werden können. Der Leiterin der Ranch gibt Robbins den klingenden Namen Bonanza Jellybean, ein fantastisch-weirder Name, den sich eine ehemalige Wiener Band sogar als Bandnamen wählt.

“There are many things worth living for, a few things worth dying for, and nothing worth killing for.”

Der wilde Spirit der 60er und 70er Jahre zieht sich durch das gesamte Werk von Robbins, viele seiner Figuren sind (Alt-)Hippies, in Höhlen lebende Gurus, Gegenkultur-Anhänger:innen, Menschen, die versuchen das Leben zu meistern ohne ihre Begeisterung für die wirklich schönen Dinge zu verlieren. Robbins selbst nahm in seinen jungen Jahren an unzähligen Happenings teil, die oft fast dadaistische Namen trugen, wie zum Beispiel: „Low-Calorie Sacrifice to the Goddess Minnie Mouse“, oder „Stronger than Dirt“. In New York demonstrierte er zusammen mit Allen Ginsberg für die Legalisierung von Marihuana und besuchte Vorlesungen von Timothy Leary.

Neben Cowgirls genießen auch seine Bücher „Another Roadside Attraction“ (1971), „Still-Life with Woodpecker“ (1980), „Jitterbug Perfume“ (1984), oder „Half-Asleep in Frog Pyjamas“ (1994) Kultstatus unter seinen Leser:innen und darüber hinaus. Sein pointierter Wortwitz, der sich auf Englisch natürlich noch besser entfaltet, als in den deutschen Übersetzungen, ist unübertroffen. Die Art, wie Tom Robbins, Geschichten erzählt, seine Figuren auf chaotische Weise einführt, nur um sie dann am Ende auf fast magische Weise zusammenzuführen, ist einzigartig.

Sein Buch „Fierce Invalids Home from Hot Climates“ (2000) steht seit Jahren ungelesen in meinem Bücherschrank. Es ist eines der letzten Bücher von Tom Robbins, die ich noch nicht gelesen habe. Es ist unendlich schade, dass nun keine neuen Geschichten mehr nachkommen werden. Tom Robbins wird seinen Leser:innen und der Literaturwelt fehlen. In einem Statement nach seinem Tod lässt seine Ehefrau Alexa Robbins ausrichten: „Er bat darum, dass sich die Leute an ihn erinnern, indem sie seine Bücher lesen.“ Diesen Gefallen wollen wir ihm gerne tun.

“Disbelief in magic can force a poor soul into believing in government and business.”